Manfred Ulrich – Biografie

Ein Wanderer zwischen den Volkslied-Welten

Umgeben von den Wäldern und Wiesen der Vulkaneifel liegt das Dorf Neroth. Ganz schön romantisch ist es hier, und wer auf dem „Eifelsteig“ durch den kleinen Ort wandert, der kann auf dem Wahrzeichen, dem „Nerother“ Kopf, sogar eine echte Burgruine entdecken. Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch und ein Fleckchen Erde mit Vergangenheit, dem sich bekannte Eifeldichter wie Wilma Herzog, Theo Pauly und Peter Zirbes in ihren Versen gewidmet haben.

Neroth, Vulkaneifel
Manfred-Ulrich

Manfred Ulrich liebt diese Gegend. Der Sänger, Gitarrist, Liedersammler, Komponist und Verleger hat deshalb 38 Jahre lang in Neroth gelebt und hier ein Zuhause für sich und für die Leidenschaft seines Lebens gefunden – die Welt der Volkslieder. Die wildromantische Natur rund um den Ort inspirierte den Musiker stets zu neuen Ideen, und obwohl er nun bereits seit einigen Jahren im Rheinland lebt, zieht es ihn in regelmäßigen Abständen immer wieder zurück.

„Geboren wurde ich am 12. Juni 1949 in Sobernheim. Aufgewachsen bin ich in Merxheim an der Nahe“, erzählt Manfred Ulrich. „Nach einer fundierten musikalischen Ausbildung in Gesang und an der Mundharmonika kam ich 1962 im Zuge der Nerother Wandervogelbewegung das erste Mal in die Eifel und fand hier 1979 meine zweite Heimat.“
Bald stellt sich heraus, dass der junge Mann ein besonderes musikalisches Talent besitzt und auch ein Händchen für Gitarre, Knopfakkordeon, Guitalele und Ukulele hat. Im Verlauf dieser Studien macht er dann die Bekanntschaft mit dem Volksliedergut, das ihn schon seit seiner Jugendzeit begleitet hat.
Und seither brennt das Feuer.
Zunächst führt die Beschäftigung mit diesen traditionellen Weisen und ihren vielgestaltigen Texten aber zu einer umfangreichen Sammlung von mehreren Hundert Liedern und über 400 Liederbüchern. Zu seinem Repertoire gehören Balladen, Moritaten, Soldatenlieder, Jägerlieder, Bauernlieder, Landknechtslieder, Küchenlieder, Klosterlieder, Gassenhauer und viele andere mehr. Dieser bunte Mix und die mitreißenden, modernen Arrangements begeistern das Publikum.
„Meine ersten öffentlichen Auftritte begannen 1968 in Deutschland, England und Frankreich“, erinnert sich der Volkslied-Experte. „1972 wurde ich dann zur Bundeswehr einzogen und war in Munsterlager in der Lüneburger Heide stationiert.“

Eine denkwürdige Station seiner jungen Karriere, denn hier gründet Manfred Ulrich die Gruppe „Heidfolksänger“ und gibt mit dieser Formation überwiegend Konzerte im norddeutschen Raum.
1982 beginnen die Vorbereitungen zur ersten Solo-LP „Soldaten-Demokraten“, deren Einspielung 1984 im Sonic-Acustic-Studio in Wuppertal stattfindet. Mit dabei sind unter anderem Bernd Kaspers, Ede Otto und Benedikt Koch.
„Entscheidenden Einfluss auf meine Musik hatten die Liedermacher Ulrich Roski, Schobert & Black, Hannes Wader, Klaus Hoffmann und Fiedel Michel, mit denen ich etliche Male zusammentraf. Die Begegnung mit dem Geiger und Multi-Instrumentalisten Thomas Kagermann im Jahr 1985 hat mich und meine Musik besonders geprägt. Uns verbindet eine enge Freundschaft, und bis heute geben wir zusammen Konzerte.“
Mit Thomas Kagermann gründet der Sänger 1985 das „Duo Vulkan“. 1988 folgt die Formation „Manfred Ulrich und die Spitzbuben“.

Duo-Vulkan
Manfred Ulrich und die Spitzbuben

„Wir hatten sagenhafte Erfolge bei Auftritten im In- und Ausland. Mit diesem Ensemble hob ich unsere musikalische Spezialität, die ,Volksmusik der dritten Art`, aus der Taufe. Das ist eine besondere Mischung aus Volksliedern mit modernen, rhythmisch-musikalischen Elementen. Wir gehörten zu den ersten Bands, die traditionelle Lieder mit Schlagzeug, E-Bass, Gitarre und Keyboard kombinierten.“
Was nicht ganz selbstverständlich ist: Dieser moderne, außergewöhnliche Sound schlägt auch die Brücke zur jungen Generation.
„Die speziellen Arrangements verbinden die alten Melodien mit neuen Musikelementen und machen sie zu einem einzigartigen und einmaligen Phänomen in der deutschen Volksmusik-Szene“, beschreibt Manfred Ulrich.
Kurz, alle Generationen lassen sich mitreißen vom vergnüglichen Crossover aus Rhythmus, bekannten Melodien und dem charmanten Witz der Musiker.
Das Konzept geht auf und führt zu einem Exklusiv-Vertrag bei der Firma „Teldec-Records“ und zu Konzerten in Deutschland, Frankreich und Holland. Auch in Rundfunk und Fernsehen ist der Eifelmusiker mit seinen Freunden regelmäßig zu erleben.

1985 gründet Manfred Ulrich in Neroth den Musikverlag „Eifelkrone“, gibt 1992 das erste Volksliederbuch „Vagabund“ heraus und produziert 1993/94 zwei CDs mit Künstlern aus der Eifelregion.

1995 beschließt er eine Neuausrichtung.

Aus den „Spitzbuben“ entwickelt sich das „Trio Manfred Ulrich“, in dem er zusammen mit Thomas Kagermann und Wolfram Cramer von Clausbruch musiziert. Ein kongeniales Gespann, denn beide sind ebenfalls gestandene Profis.

„Bei Thomas Kagermann fasziniert vor allem das hervorragende Geigenspiel, mit dem er nicht nur die Gesangsbeiträge untermalt. Er wertet unsere Auftritte auch immer wieder durch verblüffende virtuose Zwischenimprovisationen auf. Wolfram Cramer von Clausbruch ist ein Tausendsassa auf dem Akkordeon, spielt aber zudem mit federleichter Mühelosigkeit die Bouzoki, eine griechische Saitenhalslaute, und andere Saiten-, Tasten- und Perkussionsinstrumente.“

Manfred-Ulrich-Trio

Gibt es denn da überhaupt noch Kapazitäten für mehr?

Allerdings, denn Manfred Ulrich sammelt und interpretiert nicht nur traditionelle Volkslieder. Er textet und komponiert auch eigene Titel. In zahlreichen Songs hat er die schöne Eifel, aber auch die Mosel und den Rhein besungen. Gerne vertont er dabei Texte der regionalen Dichter. Die Städte Daun und Gerolstein, die Manderscheider Burgen, die Vulkane und die herrliche Natur sind dabei seine bevorzugten Themen. Die Auseinandersetzung mit Lyrikern wie Hermann Hesse und Fritz Graßhoff führt ebenfalls zur Entstehung vieler neuer Lieder.
Ein besonderes Faible hat der Volkssänger übrigens für Handwerkerlieder, denen er deshalb 2023 seine CD „Drei Jahre und ein Tag“ gewidmet hat.

Manfred-Ulrich
Manfred Ulrich

Manfred Ulrich ist nicht nur ein fabelhafter Musiker und ein „Hans Dampf in allen Gassen“.

Er ist vor allem ein Kenner seines Fachs, der wachsam und mit kritisch-amüsiertem Blick zwischen den Volkslied-Welten wandert.